Matra Rancho
Abenteuerbereit und seiner Zeit voraus – Matras mutiger Schritt in den Freizeitfahrzeugmarkt
Matra Rancho Info
Die Ursprünge des Rancho
Der Matra-Simca Rancho begann sein Leben unter dem Namen Voiture Verte– „Grünes Auto“. Philippe Guédon und das Matra-Team hatten sich vorgenommen, ein Auto zu entwickeln, das Alltagstauglichkeit mit robustem Design verbindet und sich sowohl an Familien als auch an Abenteurer richtet.
Straßentauglich, nicht geländegängig
Trotz seines Offroad-Looks verfügte der Rancho nicht über Allradantrieb. Dank der erhöhten Bodenfreiheit und der robusten Konstruktion ließ er sich dennoch gut auf unebenen und unbefestigten Straßen handhaben. Er war zwar kein Allradfahrzeug, fühlte sich aber auf dem Land wohl.
Vielseitigkeit als Kernstärke
Der Rancho war ideal für Familienausflüge, Wochenendtrips und den Transport von Ausrüstung. Dank seiner großzügigen Raumaufteilung konnte er problemlos campen, große Lasten transportieren oder zusätzliche Passagiere unterbringen. All dies gepaart mit einem unverwechselbaren Design, das Fahrer ansprach, die sich etwas anderes als einen durchschnittlichen Kombi wünschten.
Marktposition von Rancho:
Der Rancho gilt als eines der ersten „Freizeitfahrzeuge“ (LAVs) – ein Segment, das formal erst viel später mit Modellen wie dem Renault Kangoo oder dem Citroën Berlingo entstand. Er bot die Optik eines robusten Geländewagens zu einer Zeit, als die meisten SUVs noch zweckmäßig und teuer waren.
Verkaufsübersicht:
Zwischen 1977 und 1983 produzierte Matra ca. 56,457 RanchosObwohl es sich dabei nicht um eine riesige Zahl handelte, war es für ein Nischenfahrzeug eine respektable Zahl und trug dazu bei, dass Matras Fabrik zwischen den Sportwagenprojekten betriebsbereit blieb.
Ende der Produktion
Im Laufe seiner Lebensdauer wurden verschiedene Versionen auf den Markt gebracht. Die Produktion endete 1983. Obwohl der Rancho nie ein großer kommerzieller Erfolg war, ebnete er den Weg für den modernen MPV. Tatsächlich war der Rancho der konzeptionelle Vorläufer des Renault Espace, der ebenfalls von Matra entwickelt wurde.
Matra Rancho Design
Entwickelt für praktische Abenteuer
Der Rancho war Matras Antwort auf die veränderten sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen Mitte der 1970er Jahre, darunter die Ölkrise und das wachsende Interesse an Freizeitreisen. Er war als praktisches und stilvolles Fahrzeug für abenteuerlustige Familien konzipiert.
Wirtschaftsingenieur
Kosteneinsparungen waren ein wichtiger Aspekt des Konzepts. Um die Preise niedrig zu halten, wurden im Rancho viele vorhandene Komponenten von Simca verwendet:
Fahrwerk und Bremsen vom Simca 1100
Motor aus dem Simca 1308
Endmontage durch Matra
Dieser Ansatz ermöglichte es Matra, ein geräumiges, robustes Fahrzeug zu schaffen, ohne eine völlig neue Plattform entwickeln zu müssen.
Prototyp- und Konzeptwurzeln:
Vor dem Rancho hatte Matra mit einem eher geländegängigen Prototypen experimentiert, dem Matra-Simca M.550 Anfang der 70er Jahre, was wahrscheinlich die Entwicklung des Rancho beeinflusste. Der M.550 gelangte jedoch aufgrund der Kosten und Komplexität nie in Produktion.
Ein Nicht-4×4 aus freien Stücken
Ein zusätzlicher Allradantrieb hätte den Rancho zu teuer gemacht, daher entschied sich das Designteam für Frontantrieb. Dies schränkte zwar die Geländegängigkeit ein, machte das Auto aber leichter zugänglich und hielt den Kraftstoffverbrauch unter Kontrolle.
Einführung und Vermächtnis
Der erste Rancho lief 1977 als zweites Matra-Simca-Produkt nach dem Bagheera vom Band. Er zeichnete sich durch seine ungewöhnliche Mischung aus praktischer Funktionalität und abenteuerlichem Stil aus.
Matra Rancho außen
Robustes Aussehen, praktische Funktionen
Der Rancho zeichnete sich durch ein erhöhtes Dach, Kunststoffverkleidung, Dachgepäckträger und markante Linien aus – was ihm ein robustes, geländegängiges Aussehen verlieh. Obwohl diese Merkmale auf ernsthafte Geländetauglichkeit hindeuteten, waren sie hauptsächlich ästhetischer Natur.
Special Editions
Es wurden mehrere Rancho-Varianten eingeführt:
Großer Überfall (1980): Ausgestattet mit Unterbodenschutz, Frontseilwinde, getönten Scheiben und einem Scheinwerfer. Nur in Mattgrün erhältlich.
Rancho X: Ein gehobeneres Modell mit Metallic-Lackierung, Leichtmetallfelgen und getönten Scheiben.
AS (Spezialangelegenheiten): Eine kommerzielle Version mit Standardäußerem. In den Niederlanden nie offiziell verkauft.
Decouvrable (1981): Ein halb umwandelbares Modell mit einem Heckteil aus Segeltuch und abnehmbaren Softpanelen. Erhältlich in zwei Farben: Vert Sologne (grün) und Ton (braun).
Kunststoff-Karosserieteile:
Die markante Verkleidung des Rancho wurde aus glasfaserverstärktes Polyester, ein kostengünstiges und korrosionsbeständiges Material, mit dem Matra bereits beim Bagheera Erfahrung hatte. Diese Paneele verliehen dem Rancho ein einzigartiges Aussehen und machten ihn für den Einsatz im Freien besonders robust.
Design-Credits:
Das Styling des Rancho wurde von Antonis Volanis, derselbe Designer, der auch den Bagheera und später den Espace entworfen hat. Sein Ansatz kombinierte robuste Elemente mit funktionalen, modularen Designelementen.
Matra Rancho Innenraum
Platz und Flexibilität
Eine der größten Stärken des Rancho war seine geräumige Kabine. Kopf- und Beinfreiheit waren großzügig, und der große Laderaum war über eine geteilte Heckklappe zugänglich.
Vielseitige Sitzgelegenheiten
Die Rückbank ließ sich umklappen, um eine ebene Ladefläche zu schaffen. Optional war auch eine dritte Sitzreihe erhältlich, die nach hinten gerichtet war und Platz für zwei Erwachsene bot. Im umgeklappten Zustand nahm dieser Sitz nur vertikalen Raum ein, wodurch die Ladefläche länger blieb.
Funktionelles Design
Obwohl der Innenraum des Rancho schlicht gehalten war, wurde er auf praktische Funktionalität ausgelegt. Große Fenster sorgten für hervorragende Sicht, und die Gesamtaufteilung eignete sich sowohl für den täglichen Gebrauch als auch für Wochenendausflüge.
Details zur kommerziellen Version:
Die Rancho AS (Affaires Spéciales) war in Frankreich bei Gewerbetreibenden und sogar bei staatlichen Diensten beliebt, wie EDF (Elektrizitätswerk Frankreichs), dank seiner großen Ladefläche und niedrigen Betriebskosten.
Matra Rancho Mechanics
Fahrgestell und Aufbau
Der Rancho verwendete eine verstärkte Version des Simca 1100 Pickup-Chassis. Matra montierte anschließend maßgeschneiderte Polyester-Karosserieteile und montierte das komplette Fahrzeug im eigenen Werk. Das Ergebnis war ein Auto, das Langlebigkeit mit einzigartigem Design vereinte.
Motor und Antrieb
Der Motor stammte vom Simca 1308 und bot für ein Auto dieser Kategorie solide Leistung. Wie andere Matras auf Simca-Basis verfügte der Rancho über Frontantrieb, was zu niedrigeren Kosten und einfacherer Wartung beitrug.
Motorspezifikationen:
Der am häufigsten verwendete Motor war der 1.4 l Simca Typ 315 Reihenvierzylinder, der rund 80 PS (DIN). Die Leistung war angemessen, aber bei voller Beladung oder beim Bergauffahren hatte es Probleme.
Gewicht und Leistung:
Leergewicht: ca. 1,200 kg
Höchstgeschwindigkeit: ~145 km/h
0–100 km/h: ~19 Sekunden
Nicht schnell, aber für ein Nutzfahrzeug seiner Zeit akzeptabel.
Aufhängung und Handhabung
Vorne: Einzelradaufhängung mit ungleich langen Querlenkern und Längsdrehstäben
Hinten: Längslenker mit querliegenden Drehstäben
Dämpfer: Teleskopstoßdämpfer rundum
Diese Konfiguration verlieh dem Rancho eine ruhige Fahrt und ein für ein Fahrzeug seiner Größe und Einsatzzwecks überraschend gutes Handling.
Bremssystem
Der Rancho war mit einem Zweikreisbremssystem ausgestattet:
Vorne: Scheibenbremsen
Hinten: Trommelbremsen
Extras: Bremskraftverstärker für mehr Sicherheit und Leistung